Der Pianist
Ganz virtuos – und nur noch Liszt –
beginnt recht leis ein Pianist,
wenn er Klaviermusik vermittelt,
zunächst gedämpft mit Händen tippelt,
um dann nach echter Könner-Art
zu schlagen auf die Tasten hart.
So kämpft und müht er sich tonal,
gibt Gas dem unteren Pedal
und buckelt ziemlich vor dem Flügel,
verteilt auf Weiß und Schwarz die Prügel
und kriecht hinein in Dur und Moll,
wenn die Musik was werden soll.
Das Haupt sich schüttelt, Haare fliegen
und bleiben auf der Stirn feucht liegen.
Der Künstler macht die Augen zu
– genießt den Zwischenton in Ruh –
lässt Zauberklang durch Räume flimmern,
spielt auf mit sehr begabten Fingern
und einzigartigem Talent,
das wohl im ganzen Körper brennt.
Und die Verbeugung sagt zum Schluss:
Das war nicht nur ein Hörgenuss,
sondern – er wird es uns doch glauben –
auch köstlich’ Naschwerk für die Augen.
Jutta Kieber