Nazi-Traum(a)
Das laute Lesen sei verboten,
so quälte mich ein brauner Traum.
Auf bleiche Münder - unbeweglich -
und stumme Lippen musst ich schaun.
Die Melodie, Musik der Sprache,
die erst dem Wort verleiht Gestalt,
sollte durch harte Schutzmaßnahmen
verkrüppelt werden mit Gewalt.
Nur laut und deutlich durfte man
im Hordenklang Parolen schreien,
niemals jedoch mit eignem Spruch
der Toleranz die Stimme leihen.
Bücher im Stillen leis zu lesen,
ganz unauffällig, war erlaubt.
Doch schließlich wurden auch allmählich
deutschfremde dem Regal entraubt.
Gottlob, es war ein Traum - ein böser -
doch lässt mich das Gefühl nicht los,
er könnte bald zum Albtraum werden,
findet Pegida breiten Schoß.
Jutta Kieber